Früher hieß es, Gold bringe keine Zinsen, und mittlerweile gilt dies auch für Immobilien an einigen Standorten in Deutschland, beispielsweise in München. Angesichts dieser Entwicklungen stellt sich die Frage, ob Gold nun die bessere Alternative als langfristige Anlage ist.
Die Immobilienpreise in deutschen Ballungszentren kannten jahrelang nur eine Richtung: nach oben. Doch der Boom könnte nun vorbei sein. Wer derzeit in Immobilien als Kapitalanlage investiert, tut dies möglicherweise zu einem Zeitpunkt, an dem die Marktpreise in einigen Städten, wie München, Hamburg oder Berlin, bereits ihren Höhepunkt erreicht haben. Hohe Renditen durch Vermietung oder Verkauf sind kaum noch möglich. Viele behaupten sogar, dass Immobilien keine Rendite mehr bringen.
Für Anleger, die sich alternativ für Gold interessieren, gestaltet sich die Situation ähnlich. Ein regelrechter Run auf Gold führte in der Vergangenheit zu erheblichen Preissteigerungen. Doch aufgrund der aktuellen Zufriedenheit mit den wirtschaftlichen Entwicklungen trennen sich viele Anleger von ihren Goldinvestitionen und suchen renditeträchtigere Anlagen. Denn letztlich gilt: Gold bringt keine Zinsen.
Sachwert als Vermögenssicherung im Alter
In Zeiten der europäischen Finanzkrise suchten viele Anleger nach Möglichkeiten, ihre Ersparnisse zu schützen. Angesichts historisch niedriger Zinsen für traditionelle Sparanlagen, wie Sparbücher oder Tages- und Festgeld, erschien der Sachwert als Vermögenssicherung im Alter als attraktive Option. Entsprechend investierten viele Anleger in Immobilien oder in Gold als vermeintlich sichere Krisenwährung.
Immobilien als „Betongold“
Auf den Immobilienmärkten war zudem zu beobachten, dass auch viele internationale Investoren in deutsche Immobilien investierten, in denen sie erhebliches Wertsteigerungspotenzial sahen. Selbst in einfachen Lagen in München wurden auf dem Höhepunkt des Immobilienbooms 2015 bereits 6.000 bis 7.000 Euro pro Quadratmeter für Eigentumswohnungen gezahlt. In sehr guten Lagen erreichten die Preise sogar 10.000 bis 12.000 Euro pro Quadratmeter. Ähnliche Entwicklungen zeigten sich in anderen deutschen Großstädten.
Die Mietpreise stiegen insgesamt langsamer, lagen jedoch in begehrten Lagen kaum unter 15 Euro pro Quadratmeter im Monat. In Spitzenlagen waren kaum Kaltmieten unter 20 Euro verfügbar. Doch die kontinuierliche Entwicklung der Kauf- und Mietpreise fand 2016 vorerst ein Ende. 2017 waren bereits vereinzelt deutliche Preisminderungen bei den Kaufpreisen zu beobachten. Viele Kapitalanleger behaupten, dass auch Immobilien keine Rendite mehr bringen. Selbst für diejenigen, die eine Wohnung langfristig vermieten möchten, besteht die Befürchtung, dass die Mieten keine nennenswerten Renditen mehr erwirtschaften. Der Grund: Die Mieten stiegen bisher langsamer als die Kaufpreise, und viele Mieter erreichten bereits ihre Schmerzgrenze.
Gold als Reservewährung für unsichere Zeiten
Der Goldpreis profitierte erheblich von den Finanzkrisen der letzten Jahre. Nach der Lehman-Pleite stieg der Goldpreis ab 2008 deutlich an und überschritt erstmals seit langer Zeit die 1.000-Dollar-Marke. In den Jahren danach wurde Gold als vermeintliche Krisenwährung weiterhin stark nachgefragt. Dies war vor allem den weltweiten politischen Unruhen und der sich in Europa verschärfenden Bankenkrise geschuldet. Die Entscheidung der Europäischen Zentralbank, vermehrt Geld zu drucken und in die Märkte zu pumpen, während der Leitzins auf 0 % gesenkt wurde, zwang viele Sparer dazu, einzusehen, dass die Zinsen auf ihre Ersparnisse nicht einmal mehr die Inflation ausgleichen konnten. Gold wurde neben Immobilien zur ersten Wahl unter den Anlageformen, auch wenn es keine Zinsen bringt. Der Goldpreis stieg bis 2011 auf über 1.900 Dollar pro Feinunze. Das Allzeithoch aus dem Jahr 1980 wurde zwar nicht erreicht, aber seit über dreißig Jahren wurde nicht mehr so viel für das Edelmetall bezahlt.
Allerdings scheint die Goldparty vorerst vorbei zu sein. Aktuell liegt der Goldpreis bei etwa 1.100 Dollar pro Feinunze und hat einen erheblichen Rückgang erlebt. Die Anleger trennen sich vermehrt von ihren Goldanlagen, da sie bereit sind, in wirtschaftlich besseren Zeiten mehr Risiken einzugehen und verstärkt nach Anlagen mit höherer Rendite suchen, insbesondere an den Aktienmärkten.
Sind Immobilien- und Goldanlagen jetzt unattraktiv?
Die klare Antwort lautet: Nein. Der Grundsatz, mindestens ein Drittel des Vermögens in Sachwerte zu investieren, hat nach wie vor Gültigkeit. Experten sehen auch für den Goldpreis in Zukunft erhebliche Chancen, wieder steil nach oben zu gehen. Allerdings spielen hierbei viele verschiedene Faktoren eine Rolle. Entscheidend ist, ob einige Staaten höhere Goldreserven für Krisenzeiten anlegen werden. Bezogen auf die Altersvorsorge wird der sehr volatile Goldpreis mit seinen großen Schwankungen nach oben und unten eher als riskante Anlage betrachtet. In Krisenzeiten ist Gold begehrt, in wirtschaftlich guten Zeiten hingegen eher eine Wette auf die Zukunft.
Bei Immobilien spielt die Altersvorsorge weiterhin eine bedeutende Rolle. Interessierte Anleger sollten die derzeitige Korrekturphase abwarten und dann zuschlagen. Die goldene Regel bei Immobilien, dass die Lage entscheidend ist, gilt nach wie vor. In stark nachgefragten Zentren dürfte es nur geringe Preiskorrekturen nach unten geben, da hier kaum Platz für neue Bauvorhaben ist. In anderen städtischen Bereichen und der Peripherie mancher Städte dürfte die Korrektur dagegen größer ausfallen. Anleger sollten nach geeigneten Mikrolagen suchen und zuschlagen, wenn die Verkaufspreise vernünftig sind. Es ist zudem unwahrscheinlich, dass die Mietpreise erneut stark sinken werden. Steigende Reallöhne machen es möglich, dass Mieten von etwa 10,00 bis 13,00 Euro, je nach Ausstattung der Wohnungen, auch in Zukunft bezahlbar sind. Allerdings wird es für viele Mieter schwierig, die Miete aufzubringen, da die Schmerzgrenze bereits erreicht ist und der Zustrom von außen auf die Märkte abnimmt.